August Halm (1869-1929) - Klavierübung
August Halm spielt im Bewusstsein einer jüngeren Generation, auch des deutschsprachigen Raums, heute keine Rolle mehr. Bestenfalls ein Buchtitel ist noch präsent: Von zwei Kulturen der Musik. In der Musikwissenschaft der 1970er und 1980er Jahre aber, insbesondere für Carl Dahlhaus, Rudolf Stephan und in ihrem Umfeld, bildeten Halms Ideen zur Musik einen Referenzpunkt. Resonanz hat er auch im Werk zweier Philosophen des 20. Jahrhunderts gefunden, die der Musik in ihrem Denken einen zentralen Platz einräumen, bei Ernst Bloch und Theodor W. Adorno.
Halm wurde 1869 in Großaltdorf bei Schwäbisch Hall in eine Pfarrer-Familie geboren. Er studierte Theologie in Tübingen, später in München Musik und wirkte als Musikkritiker und Chorleiter an verschiedenen Orten in Süddeutschland. Zwischen 1906 und 1910 und von 1920 bis zu seinem Tod 1929 war Halm Musiklehrer in der Freien Schulgemeinde Wickersdorf bei Saalfeld in Thüringen.
Bis um das Jahr 1916/1917 verstand Halm sich primär als Komponist. Sein Œuvre umfasst Sinfonische Werke, Kammermusik, Klaviermusik, Schauspielmusiken. Zeitlebens hat er über Musik geschrieben. Sechs Bücher und über 100 Aufsätze sind zwischen 1900 und 1929 erschienen, daneben etwa 200 Musikkritiken und zwei Instrumentalschulen, eine Violinübung (1916) und eine Klavierübung (1918/19).
Das Interesse der Nachgeborenen an den Schriften August Halms konzentrierte und beschränkte sich lange Zeit auf seine Beiträge zur Begründung und Methode musikalischer Analyse und auf seine Theorie der Musik. Seine musikpädagogischen Texte wurden ausschließlich als Dokumente der Reformbestrebungen am Beginn des 20. Jahrhunderts gelesen. Erst in jüngerer Zeit wurde die Position vertreten, dass auch die situativ gebundenen und pragmatisch motivierten Eingriffe in den Musikbetrieb, die Halm als Musiklehrer und Musikkritiker unternommen hat, wesentlicher Teil – und nicht bloß Anwendungsfelder – seiner Theorie der Musik sind.
Dieser veränderten Sichtweise auf Halms Theorie der Musik verdankt sich das neu erwachte Interesse an seiner Klavierübung, das 2004 und 2005 in Arbeitstagungen an der Trossinger Musikhochschule öffentlichen Niederschlag fand. In diesen Tagungen erwies sich, dass die Klavierübung als Beitrag zur musikpädagogischen Diskussion nach wie vor Aktualität besitzt. Zum wissenschaftlichen Interesse an dem Werk gesellte sich so das instrumentaldidaktische. 2005 wurde Halms Klavierübung in Rostock im Rahmen eines Seminars der Deutschen Sektion der European Piano Teachers Association (EPTA) vorgestellt.
Aus dem aktuellen praktischen Interesse an der Klavierübung erwuchs der Wunsch nach einem Reprint.
Herausgegeben von
Thomas Kabisch, Linde Großmann und Martin Widmaier