Die Angelegenheiten der Eleven und Elevinnen oder wie kommuniziert eine Institution?
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligte Personal- und Sachmittel für mikrohistorische Forschungen anhand der Aktenserie „Die Angelegenheiten der Eleven und Elevinnen“, die ein Dreivierteljahrhundert lang, von 1869 bis 1945, an der Berliner Hochschule für Musik geführt wurde. Das Projekt nahm in zwei Schritten im Oktober 2011 und im Januar 2012 die Arbeit auf.
„Eleve“ (vom französischen „élève“, Schüler) ist eine alte Bezeichnung für einen Studierenden. Unter dem genannten Serientitel ist, alphabetisch-chronologisch geordnet, der Schriftverkehr der Hochschule mit Studierenden und früheren Studierenden abgelegt. In dem Forschungs- und Erschließungsprojekt wird untersucht, wie die Hochschule als Institution kommunizierte; die „Eleven“-Akten sind dafür eine besonders aussagekräftige und inhaltsreiche Quelle. Im Mittelpunkt des Interesses steht das Spannungsverhältnis zwischen behördlichen und privaten Formen der Kommunikation an einer ‚kleinen’ Institution, die dadurch geprägt ist, dass gerade die leitenden Amtsträger nicht nur behördliche Aufgaben wahrnahmen, sondern zugleich als Künstler und Pädagogen handelten. Es ist zu erwarten, dass im Zuge dieser Forschungen auch neue Erkenntnisse über namhafte Studierende aus dem von Anfang an stark internationalen Einzugsbereich der Hochschule gewonnen werden.
Ziel des Projekts ist nicht zuletzt eine Edition ausgewählter Briefe und eine regesten-ähnliche Erschließung aller Aktenvorgänge, aber auch eine wissenschaftliche Untersuchung des langfristigen Wandels der Inhalte und Formen der Kommunikation. Der Umfang der rund hundert Akten beträgt mehr als 28.000 beschriebene Seiten.
Das Projekt beruht auf der Zusammenarbeit zwischen der Musikwissenschaftlerin Dörte Schmidt, Professorin an der Fakultät Musik der UdK, und dem Archivar und Historiker Dietmar Schenk, Leiters des UdK-Archivs; es wird von beiden gemeinsam geleitet. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin ist Franziska Stoff und als studentische Hilfskraft Philip Gorki tätig. Das Projekt wurde für drei Jahre bewilligt.
Mit diesem Vorhaben werden in einem Grenzgebiet zwischen Musik- und Archivwissenschaft kultur- und sozialwissenschaftliche Forschungsmethoden mit archivnahen Arbeitsweisen verknüpft.