LIVE-Talk Musik / Natur / Wissenschaft / Geschichte

Quelle: Francis Barraud

LIVE-Talk Musik / Natur / Wissenschaft / Geschichte

Online-LIVE-Talk: Montag, 19 – 21 Uhr

Verantwortlich: Dr. des. Christina Dörfling, Prof. Dr. des. Susanne Heiter

Musik und naturwissenschaftliche Phänomene sind auf vielfältige Weise miteinander verflochten. Musik lässt sich als akustische Erscheinung physikalisch erklären, als biologisches Phänomen lassen sich Parallelen zu Tierlauten und gemeinsame evolutionsbiologische Wurzeln beschreiben. Es ist daher nicht erstaunlich, dass auch die Wissenschaften von der Musik, der Physik und der Biologie immer wieder im Austausch miteinander standen und sich wechselseitig beeinflusst haben. Die Veranstaltungsreihe nimmt historische Knotenpunkte dieser interdisziplinären Verflechtungen in den Blick. 

Ende des 19. Jahrhunderts finden sich solche Verstrickungen z.B. einschlägig im Rahmen der Forschungen des Physiologen und Physikers Hermann von Helmholtz, die wesentlich zur Ausdifferenzierung der Akustik und zu einer aus scheinbar natürlichen Gegebenheiten abgeleiteten Standardisierung von Tonsystemen beigetragen haben. Begriffe und Praktiken aus der Erforschung akustischer Phänomene werden wiederum von der Elektrodynamik seit 1800 adaptiert und finden um die vorletzte Jahrhundertwende ihren Niederschlag in der Entwicklung von Medientechnologien der Übertragung und Schallaufzeichnung. Auch zwischen Ornithologie und der sich ausbildenden Vergleichenden Musikwissenschaft lassen sich Wechselbeziehungen erkennen, wenn z.B. um 1900 evolutionsbiologische Fragestellungen mit Begründungen des Gegenstands der Musikwissenschaft verknüpft wurden. 

All diesen Entwicklungen ist gemein, dass sie mit der institutionellen Ausdifferenzierung und Positionierung des Fachs Musikwissenschaft in der Universitätslandschaft eng verbunden sind. Derartige Prozesse des Austauschs sind aber keineswegs historisch abgeschlossen. Gegenwärtig haben einerseits biologische Phänomene sowohl manifest als Klänge als auch als Metaphern Einfluss auf die Kompositionspraxis und ihre Begründung. Andererseits wird die ästhetische Evidenz wissenschaftlicher Daten in den Naturwissenschaften diskutiert.

Zugangsdaten erhalten Sie nach Anmeldung bei christina.doerfling_ @hfm-weimar.de

Nähere Informationen und Abstracts zu den Vorträgen finden Sie hier.

09.11.2020

Christina Dörfling / Susanne Heiter

Einführung

16.11.2020

Julia Kursell (Musikwissenschaft, Universität Amsterdam)

Hermann von Helmholtz und die Anfänge der Musikwissenschaft

23.11.2020

Mitchell Ash (Wissenschaftsgeschichte, Universität Wien) 

Wie die moderne Wissenschaft im 19. Jahrhundert entstand. Zwischen Institutionalisierung und Öffentlichkeitsarbeit

30.11.2020

16 Uhr

Roland Wittje (Wissenschaftsgeschichte, Indian Institute of Technology Madras)

Das elektroakustische Zeitalter: Elektro-analoge Technologien, Forschungspraktiken und Denkweisen

07.12.2020

Olaf Müller (Wissenschaftstheorie, Humboldt-Universität Berlin)

Symmetrien als ästhetisches Ziel physikalischer Forschung – mit Parallelen aus der Musik

14.12.2020

Axel Volmar (Medienwissenschaft, Universität Siegen)

Auditive Wissensproduktion: Erkenntnisgenerierende Hörtechniken und  klangliche Darstellung in der Geschichte der Naturwissenschaften

04.01.2021

Claudio Tennie (Verhaltensforschung und kognitive Archäologie, Eberhard Karls Universität Tübingen)

Kultur bedarf der kulturellen Weitergabe – weitverbreitet auch bei Tieren. Selten beim Tier, aber oft beim Mensch, wird auch know-how kulturell weitergegeben

 

11.01.2021

Henkjan Honing (Music Cognition Group, Universität Amsterdam)

Unravelling the capacity for music

18.01.2021

Andrea Bohlman (Musikwissenschaft, University of North Carolina)

Acoustics Outside: Or, Environmental Recording Beyond Soundscape Composition

25.01.2021

Judith Willkomm (Medienwissenschaft, Universität Konstanz)

Von singenden Fledermäusen und Professoren: Über die Schulung der Sinne im bioakustischen Aufzeichnungsprozess

01.02.2021

Rachel Mundy (Musikwissenschaft, Rutgers University in Newark, New York)

The Moth: Death, Sacrifice, and Silence in the Lives of Lepidoptera

08.02.2021

Ezra Teboul (Electronic Arts, Rensselaer Polytechnic Institute, New York)

A method for the analysis of handmade electronic music: Steve Reich's Pulse Music (for Phase Shifting Pulse Gate), 1969

15.02.2021

Shintaro Miyazaki (Digitale Medien, Humboldt-Universität Berlin)

Historische Kontextualisierung der Digitalität und ihr möglicher Beitrag zur Formung alternativer Gemeinschaften

22.02.2021

Christina Dörfling / Susanne Heiter

Schlussrunde