Rückblick: DiVAversity of Arts – better together am 24.-25.10.2019
von Naile Tanış
„Hier liegt am Ende eine Aufgabe der Kunstuniversitäten, die ich ganz knapp so zusammenfassen möchte: Kritik zu üben.“
(Kathrin Peters, Keynote Queering the Arts, 24.10.2019)
Am 24. - 25. Oktober 2019 fand die zweitägige DiVAversity of Arts Veranstaltung statt, bei der sich die DiVAversity of Arts Projekte u.a. im Rahmen einer Ausstellung vorstellten, das vielseitige Magazin »DiVA. Strategien zur Gleichstellung in den Künsten« gelaunched wurde und Vorträge und Workshops zu Themen von feministischer Bildpolitik im Netz über die neuesten Tipps von Madame Moneypenny »Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können« hin zu Diversität als diskriminierungskritische Praxis angeboten wurden.
Die Veranstaltung brachte die Arbeit der vergangen Monate zusammen und zeigte, wie es aussieht, klingt und sich anfühlt, wenn in der Hochschule bewusst die Themen Gleichstellung, Frauenförderung und Diversität fokussiert werden.
Auch wenn sich viele an die Aufforderung von Frau Prof. Peters hielten, Kritik zu üben, so waren doch die Rückmeldungen von den Teilnehmenden insbesondere im Nachgang zu der Veranstaltung überwältigend. Auch nach einigen Tagen und sogar Wochen nach der Veranstaltung wurde an das Organisationsteam zurückgemeldet, dass die Beiträge sehr anregend und nachhaltig eindrucksvoll waren, sowie die Moderation sehr gelungen war. Ebenso wie die Organisation und die Inhalte.
Aber zurück zum Kritik üben:
Genau dies geschah auch an den beiden Tagen und sollte auch stattfinden: Am 24.10. zeigten die Pitches der fünf Projekte ausdrucksstark ihren unterschiedlichen Fokus und ihren Erkenntnisgewinn aus den durchgeführten Aktivitäten. Sie setzen sich kritisch mit den Themen Gender, Intersektionalität und Frauenförderung auseinander. Bereichert wurde dies mit der Ausstellung der Projektergebnisse am 24. und 25.10. im Foyer des Einsteinufers. Direkt im Anschluss zu den Pitches fokussierte der Vizepräsident, Herr Prof. Palz, in seinem Grußwort besonders die Internationalität der Hochschule und die damit verbundenen auch zukünftigen Herausforderungen für die UdK Berlin.
Kritisch waren auch die beiden darauf folgenden Vorträge:
In ihrer Keynote beschrieb Frau Prof. Dr. Peters die Geschlechtergeschichte der UdK Berlin in Form von drei Fundstücken aus den Archiven der Universität. Hierbei warf sie zunächst Fragen auf, wie beispielsweise die Auseinandersetzungen und Erfahrungen um Geschlecht und Sexualität in die ästhetische Produktion hineinwirken und wie sie diese verändert haben. Oder wie sich das Selbstverständnis Künstler*in zu sein veränderte? Sie fragte, ob es Materialien oder Medien gibt, die in den Vordergrund künstlerischer Aufmerksamkeit rücken und was dies alles mit Genderfragen zu tun hat. Entlang der drei Funkstücke wurden schlaglichtartig die Entwicklung dieser Themen deutlich: Das erste Fundstück des AStA-Frauenmagazins stammte aus dem Jahr 1987 und einem in diesem Jahr stattgefundenen Karl-Hofer Symposium. Das zweite Fundstück ging zurück bis in das Jahr 1904: Einem Brief von 92 Frauen an den Direktor der Königlichen akademischen Hochschule der Bildenden Künste zu Berlin, an Herrn Prof. Anton von Werner, in dem es um die Zulassung an die Hochschule ging. Das letzte Funkstück war schließlich der erste Frauenhochschultag aus dem Jahr 1992 initiiert von der damaligen hauptberuflichen Frauenbeauftragten.
Die beiden Graphikerinnen, Claudia Scheer und Lea Sievertsen von notamuse verdeutlichten aus ihrer Perspektive in Form des exemplarischen Bereichs der Graphikgestaltung, welche Rolle Gleichstellung und die Rolle als Frau im Studium, bei Wettbewerben und beim Berufseinstieg spielte und noch immer spielt.
Im Anschluss an die beiden Vorträge eröffnete die Podiumsdiskussion ebenfalls kritisch das Spannungsfeld zwischen der eher klassischen Frauenförderung bis hin zu einem noch zum Teil unklaren Konzept der Diversität. Auch wenn es am Ende offen blieb, wie der bisherige Gleichstellungsauftrag für Frauen fortzuentwickeln ist, so wurde doch deutlich, dass die Gleichstellungskonzepte nicht mehr ohne Konzepte von Diversität und Intersektionalität gedacht werden können. Gleichzeitig wurde von allen Beteiligten und Teilnehmenden gemeinsam nach einem einheitlichen Konzept, nach klaren Definitionen und Maßnahmen gerungen. Beispiele aus den verschiedenen beruflichen Erfahrungen und Biographien zeigten auf, vor welchen Herausforderungen die einzelnen stehen und dass es keine leichten Antworten gibt. Letztlich war dies auch ein Hinweis darauf, dass weiterhin ein großer Bedarf an solchen fachlichen Diskursen existiert, bestenfalls flankiert mit fundierten wissenschaftlichen Studien zu den Themen Gleichstellung, Diversität, Antidiskriminierung und Intersektionalität innerhalb der Hochschulen mit dem besonderen Fokus auf Kunsthochschulen.
Diesen Auftrag nimmt sich die hauptberufliche Frauenbeauftragte an und wird die Empfehlungen aus den Projekten, Publikationen und Veranstaltungen von DiVAversity of Arts auch in die strukturellen Planungen und Vorhaben einfließen lassen und so eine nachhaltige Fortentwicklung von DiVAversity of Arts sichern.