Für alle, die stundenlang da sitzen und zeichnen
Das fem_arc Kollektiv thematisiert das ungleiche Geschlechterverhältnis in der Architektur und eröffnet dafür einen neuen Raum: den Podcast. Die Geschichte eines Entstehungsprozesses von Marie Hecht.
Eine Reihe von fem_arc Kollektiv
Raum umgibt uns. Wir bewegen uns im Raum. Wir nehmen uns Raum. Wir geben Raum. Wir kreieren Räume, in verschiedenen Formen, mit unterschiedlichen Materialien. Wir nehmen sie ein oder verlieren sie. „Was Raum bedeutet, wird wohl am ehesten deutlich, wenn man keinen hat“, sagt Lara Stöhlmacher vom fem_arc Kollektiv, welches im Rahmen von DiVAversity of Arts eine feministische Podcast-Reihe produziert. Mit ihrem F_TALKS PODCAST will das Kollektiv, bestehend aus vier Bachelor- oder Masterstudentinnen der Architektur an der UdK, das Thema Raum in den Mittelpunkt stellen und um einen feministischen Kontext erweitern.
Als Architektinnen stehen die Mitglieder des fem_arc Kollektivs, Lara Stöhlmacher, Océane Réveillac, Insa Streit und Lucía Gauchat Schulte, in einer besonderen Verbindung zum Raum. Sie sind es gewohnt räumliche Parameter zu untersuchen und Dinge im Raum in Verbindung zu setzen.
„Architekt*innen können mehr als möglichst viel bauen, für möglichst viel Rendite und Prestige“, sagt Insa Streit. Architektur bedeute Raum im Sinne von space. „Das ist mehr als nur Quadratmeter umzusetzen. Ein Raum kann ein Ort sein, der einer bestimmten Gruppe Schutz bietet. Oder ein performativer Bereich. Wir finden, dass in der Architektur alles möglich ist und all diese Räume mit beinhaltet sind. Das Normative ist das, wo Architektur auf gebaute Materie reduziert wird“, so Insa Streit.
Genau diese normative Sichtweise will das Kollektiv nun in der fünfteiligen Reihe F_TALKS PODCAST auflösen und Ausbrüche aus der Norm thematisieren. „Mit dem Podcast wollen wir schauen, wie Leute es geschafft haben, alternative Arbeitsformen im Feld der Architektur oder in der Beschäftigung mit Raum zu entwickeln und damit gehört zu werden“, spezifiziert Lara Stöhlmacher.
Der F-TALKS Podcast knüpft an eine Vortragsreihe an, die das fem_arc Kollektiv im letzten Jahr ins Leben rief: Perspectives on gender and architecture. Die Architekturstudentinnen kritisieren die männliche Dominanz in ihrem Berufsfeld. Ihnen fehlten vor allem weibliche Vorbilder, denn, obwohl es viele weibliche Studierende im Bereich der Architektur gebe, vermissten sie Frauen in den höheren akademischen Positionen und auch im Beruf. „Wie kann es sein, dass so viele Frauen Architektur studieren und dann nicht das Geld verdienen oder in den hohen Positionen landen?“, fragt Océane Réveillac, die bereits in einem Architekturbüro sowie als Lehrbeauftragte an der UdK arbeitet. Die wenigen weiblichen Architekt*innen, die die vier Studentinnen des fem_arc Kollektivs aus der Branche kannten, seien oft Teil einer erfolgreichen Partnerschaft mit einem männlichen Architekten. Als Referenzen kämen in ihrem Studium fast nur männliche Architekten und ihre Errungenschaften vor. „In der Architektur ist der Geniemythos weit verbreitet“, so Lara Stöhlmacher, „es gibt eine Person, meist männlich, die auf ein Podest gestellt wird. Mit unserem Podcast wollen wir dazu die Antithese entwerfen. Weg von der Überhöhung, hin zum ganz Greifbaren.“ Sie wollen ihre Gäste, Künstlerinnen, Medienaktivistinnen und Architektinnen, in ihrem Kontext einfangen. „Um arbeiten zu können, braucht man Raum, in dem man arbeiten kann. Das interessiert uns“, erklärt Lucía Gauchat Schulte. „Welche Räume haben unsere Gäste? Was für einen Raum haben sie sich geschaffen?“ Die in der Architektur typische bildliche Darstellung wollen die vier Organisatorinnen mit dem Podcast, einem auditiven Medium, aufbrechen und so einen intimen Raum kreieren, in dem es möglich ist, Gender-Fragen zu diskutieren und neue Arten der Architektur Form werden zu lassen.
>> Zum Podcast: www.fem-arc.net
Text von Marie Hecht.
Das fem_arc Kollektiv thematisiert das ungleiche Geschlechterverhältnis in der Architektur und eröffnet dafür einen neuen Raum: den Podcast. Die Geschichte eines Entstehungsprozesses von Marie Hecht.
DiVAversity of Arts wird gefördert vom Professorinnenprogramm II und unterstützt vom Projekt "Chancengleichheit sichtbar machen", das vom Berliner Chancengleichheitsprogramm gefördert wird.
DiVAversity of Arts wird gefördert vom Professorinnenprogramm II und unterstützt vom Projekt "Chancengleichheit sichtbar machen", das vom Berliner Chancengleichheitsprogramm gefördert wird.