Sehsucht +

'Sehsucht +’ wird auf der Tanznacht im September 2020 gezeigt. Mit dem Hintergrund von eigener Suchterfahrung arbeitet Liina Magnea an einem Tanz der an ihre Tourette und Tic - Bewegungsrecherche angelehnt ist. Der körperliche Ausdruck birgt in sich eine kathartische Bewegungsqualität, die ständig sprachlich und körperlich mit An- und Entspannung, Zerstreuung und Fokussierung arbeitet.

Mit der isländischen Opernsängerin Sigrún Gyda performen sie speziell für das Stück komponierte Musik und ausgewählte Menschen werden dazu eingeladen, einen persönlichen Brief an die Sehnsucht zu schreiben und während der Performance vorzutragen. Angelehnt an die Schriftstellerin Ursula Le Guin und ihrer Idee einer gleichberechtigten Erzählform, der 'Carrier Bag Theory of Fiction’, wird so eine gewebte Geschichte aus verschiedenen Teilen erzählt, die zusammen eine Narrative ohne Held oder Protagonisten ergeben. 

Die Performerinnen sitzen als zwei Urmenschen an einem Feuer und um sie herum wird die Collage der Welt als bewusster Traum erlebt, und ausgelebt.

 

Liebes Tagebuch,
heute konnte ich endlich in die Unterwelt eindringen und mich zwischen zwei Welten fühlen. Es ist als ob ich Augen auf dem Rücken hätte, mein Kopf auf dem Boden navigiere und ich trotzdem durch den Himmel hindurch sehen könnte. Meine Urmutter hat in großer Hast das letzte Knochenmark aus den Knochen ausgelutscht und solange daran genagt bis ihre Zähne anfingen zu schmerzen. Heute bin ich die Heilige, die nichts mehr zu essen braucht. Ich quetsche mich aus den Fesseln dieses Kreislaufs und kontrolliere mich frei. Ich weiß nicht ob ich kommuniziere oder musiziere, ich brauche eigentlich keine Strategie mehr. Meine Freunde und ich sind in einem Schwellenzustand und warten gespannt auf das Erdbeben.

 

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Quelle: Liina Magnea Mariudottir