Rede zur Kundgebung "#SaveBrainCity - Wissenschaft sichert die Zukunft Berlins" 2024

Demonstration vor dem Abgeordnetenhaus am 19.12.2024

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

ich stehe heute vor Ihnen, weil die unmittelbare Gegenwart und die Zukunft des Wissenschafts- und Kulturstandorts und vor allem die Zukunft und Ausbildungsqualität der kommenden Generation auf dem Spiel stehen.

Ich möchte offen sein: Ich weiß nicht, in welcher Gestalt die UdK Berlin in 2025 und 2026 die aktuell zu erwartenden Sparmaßnahmen verkraften wird. Die Prognosen sind mehr als düster. Den anderen Kunsthochschulen geht es genauso. Nach jetzigem Stand sind wir gezwungen, den Hochschulbetrieb in allen Bereichen - in Lehre, Forschung und Verwaltung - auf einen Notbetrieb abzusenken, der die Qualität der Ausbildung massiv verschlechtert.

Ist ihnen bewusst, dass diese Kürzungen auf den Rücken der Studierenden ausgetragen werden?

Berlin war immer Gestaltungsspielraum zum Experimentieren und Erproben, viele internationale Studierende haben gerade diese Qualitäten dazu bewogen, in Berlin zu studieren. Berlin war auch immer Epizentrum der Avantgarde, es verspielt diesen Bonus durch eine visionslose Landespolitik.

Die Kontur eines zukünftigen Berlins ist nicht erkennbar, doch ich ahne, dass Karl Schefflers Satz über Berlin: nämlich verdammt zu sein immer zu werden und niemals zu sein, von der Landesregierung nicht als positive Beschreibung einer fruchtbaren Ökologie verstanden wird. Berlin soll nun endlich sein, doch welche Stadt es wird, weiß wohl keiner. 

Der Prozess des politisch motivierten Ausblutens von Berlin hatte schon seinen Anfang in der katastrophalen Liegenschaftspolitik der 10er Jahre gemacht, in der landeseigene Immobilen verkauft wurden und die Kiezkultur pulverisierte. Die Kürzungen in Kunst, Wissenschaft und Bildung vervollständigen diesen Abbau, und dies, wo im Moment in dem die interessantesten Menschen in diesen Feldern in Berlin sind, und die durch Krisen gestählte Verbindungen zwischen allen Hochschulen gut ist. Ein innovatives Netzwerk des Wissens zeigt sich gerade jetzt, es ist nicht schwer zu erkennen, handeln muss man dann aber auch und dieses nicht nur rhetorisch beschwören.  

Die Wahl begabter Studierender wird sonst auf andere Hochschulen in Wien, Paris, Linz, Hamburg oder Frankfurt fallen. Ich garantiere Ihnen: Die Kunde wird sich schnell verbreiten, dass Wissenschaft und Kunst in Berlin abgekocht werden.

Die UdK Berlin und die künstlerischen Hochschulen Berlins trifft der Kahlschlag des Wissenschafts- und Kulturetats hart, und er trifft uns doppelt. Die Kürzungen entziehen gleichzeitig der international einzigartigen Kultur- und Kreativmetropole Berlins ihre Lebensgrundlage, die unverzichtbarer Teil unserer Praxisausbildung ist. Exzellente künstlerische Ausbildung und die berufliche Zukunft unserer Studierenden brauchen den unmittelbaren Transfer und den lebendigen Dialog mit den Ausstellungsräumen, Theatern und Konzerthäusern dieser Stadt.

Kunst und Kultur sind keine verzichtbaren Luxusgüter, kein Add-on. Kunst ist nicht nur ein integrativer Bestandteil unserer Demokratie, ein sich immer wieder selbst erneuernder Ausdruck für ein eigenständiges Weltbegreifen, um die Gesellschaft, ihre drohenden, zunehmenden, sich überlappenden Krisen und Notlagen zu verstehen und zu verändern.

Sie zu fördern ist Ausdruck gesellschaftlicher Verantwortung, macht sie sie uns doch unempfindlich gegen autoritäre Einflussnahme.

Kunst und Kultur bilden neben alldem einen zentralen, wachsenden Wirtschaftszweig dieser Stadt. Unsere Hochschulen sind Keimzellen für Innovation, die den kreativen Sektor und die Wirtschaft in dieser Stadt am Laufen halten. Kunst ist ein treibender Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung, für die Internationalität Berlins, für die kulturelle Identität dieser Stadt, eine der kreativsten und innovativsten Städte der Welt! Ja, und auch für den Tourismus.

Wir haben daher heute eine klare Botschaft: Wissenschaft, Kunst und Kultur sind nicht verhandelbar!

Denn: Was heute passiert, betrifft nicht nur unsere Hochschulen und Studierenden – es betrifft die ganze Stadt Berlin.

Deshalb: Wir bleiben laut – für die Kunst, für die Demokratie, für die Zukunft Berlins!

 

Der Präsident der UdK Berlin, Prof. Dr. Norbert Palz, Sprecher für die künstl. Hochschulen in der LKRP (Landeskonferenz der Rektor*innen und Präsident*innen der Berliner Hochschulen)