Jiawen Wang
Meine künstlerische Praxis erforscht künstliche Intelligenz, Medienkultur und das digitale Unterbewusstsein in multisensorischer audiovisueller Kunst. Durch generative Systeme schaffe ich immersive Umgebungen, in denen sich algorithmische Prozesse als dynamische Einheiten entfalten und über Wahrnehmung, digitales Unterbewusstsein und das Unbekannte nachdenken.
In Abyssial Mimesis simulieren KI-generierte Bilder und Echtzeit-Audiovisuals die Entstehung imaginärer Lebensformen. Aus Punkten und Linien entwickeln sich fließende, organische Strukturen. Die Installation entfaltet sich in zwei Phasen: zuerst ein instabiler, generativer Prozess – ein künstliches Werden in ständiger Veränderung. Dann eine archivarische Präsentation dieser digitalen Kreaturen als Spezimen, die Klassifikation, Authentizität und unsere Wahrnehmung des „Realen“ hinterfragt.
Mimesis (griechisch für „Nachahmung“) bezeichnet traditionell die Fähigkeit der Kunst, Realität zu spiegeln. Hier wird sie neu gedacht: KI imitiert nicht Natur, sondern den Schöpfungsakt selbst, indem sie spekulative Entitäten aus digitalen, kulturellen und algorithmischen Mustern generiert. Wie die Tiefsee – ein Raum jenseits menschlicher Beobachtung – offenbaren diese Formen nicht die Realität, sondern die verborgenen Muster und rekursiven Logiken der Systeme, die sie erzeugen.
Diese Rückkopplung spiegelt Vilém Flussers Idee technischer Bilder als aktive Programme wider – sie reflektieren nicht nur die Welt, sondern formen durch kontinuierliches Feedback unsere Wahrnehmung.