Kherlen Khereid
Ich nutze den Film, um Identität und kulturelles Gedächtnis in einer Zeit der Entfremdung zu erkunden. Mein Werk reflektiert, wie fragile Erinnerungen in einem sich wandelnden kulturellen Raum fortbestehen – nicht als feste Strukturen, sondern als fragile, sich ständig verändernde Fragmente.
Ein Fohlen im Herbst erforscht die Wiederbelebung des mongolischen Schamanismus als eine Form der Identitätsverankerung. Durch die Reise der Protagonistin entsteht ein Spannungsfeld zwischen Vergessen und Bewahrung. 99,5 % der Bilder sind KI-generiert – nicht als technisches Experiment, sondern als eine Rekonstruktion von Erinnerung. Die Verzerrungen und Unschärfen der KI sind nicht zufällig, sondern Teil der Erzählung: Sie verkörpern die Art und Weise, wie Kultur im digitalen Zeitalter fragmentiert, missverstanden und neu interpretiert wird.
Die nichtlineare Erzählweise setzt auf symbolische Bilder. Die Wiege repräsentiert Schutz und Begrenzung zugleich. Der kleine Spiegel, der in mongolischen Wiegen platziert wird, steht für Klarheit, aber auch für das Bewusstsein des Verschwindens. Das Dachfenster der Jurte, in der schamanistischen Tradition als Passage zwischen den Welten verstanden, öffnet den Blick auf das Unsichtbare.
Der innere Monolog reflektiert die Spannung zwischen Widerstand und Resignation. Mongolischer Schamanismus wird hier nicht nur als spirituelle Praxis verstanden, sondern als ein Medium, das Vergangenheit und Gegenwart miteinander verknüpft. Der Film fragt nicht nach dem, was bewahrt werden kann, sondern nach dem, was bleibt, wenn Sprache, Symbole und Rituale verblassen.