Jeanna Kolesova
Die Arbeit von Jeanna Kolesova dreht sich um diese eine Frage: Kann grenzenlose, unkontrollierbare Angst überwunden werden, vor allem, wenn sie generationenübergreifend ist und die Sorge um das Leben, die psychische Gesundheit und die Zukunft mit einschließt? Die Angst vor einem repressiven Staat, wie dem russischen System, bleibt trotz verschiedener Bewältigungstaktiken bestehen.
Jeanna Kolesovas Arbeit "Memory is an animal which barks with various mouths" (Das Gedächtnis ist ein Tier, das mit verschiedenen Mäulern bellt) befasst sich mit dem Thema des kollektiven Gedächtnisses in Russland im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg und damit, wie es manipuliert wurde, um nationale Narrative zu formen. Kolesova identifiziert persönliche Erfahrungen und Erinnerungen, die sich mit denen der Gesellschaft überschneiden, um die individuelle und die öffentliche Sphäre zu verbinden. Das öffentliche Gedenken, die aggressiv-patriotische Erziehung der Kinder, der Kult der Staatsmacht und der Kult des Sieges bilden eine kriegsorientierte Identität. Im Gegensatz dazu ist die individuelle Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg bei denjenigen, die ihn erlebt haben, eher von der gewalttätigen, zerstörerischen und tragischen Seite geprägt. Jeanna Kolesova identifiziert Algorithmen der Gewalt und der Gedächtnismanipulation. Indem sie die Lücken zwischen individuellem und kollektivem Gedächtnis aufzeigt, will die Künstlerin die Vergangenheit entmythologisieren.