SODA Lecture Series: The Performativity of Class

Kerstin Honeit: Voices at Work, Bodies on Strike. – Vortrag

Kerstin Honeit

Struggles and Strategies of an artistic search for Aesthetics of Class and Poverty beyond representation

Entlang von Beispielen aus ihrer künstlerischer Forschung und der Publikation Voice Works / Voice Strikes stellt Kerstin Honeit die (Film-)Stimme in ihrer Rolle als Arbeiter*in vor. Es wird untersucht, welche Arbeit der Stimme zwischen den bewegten Bildern angetragen wird; wie die Stimme des Mainstreamkinos eine weiße bürgerliche Vorherrschaft auch akustisch zementieren soll und deshalb Stimmen der Arbeiter*innenklasse auf den Filmtonspuren verstummten. Im Fokus dieser Lecture steht aber weniger der Herstellungsprozess von Normierung, sondern vor allem der von Veruneindeutigung. Ein Vorgang, der der medial entkörperten Stimme eben auch innewohnt; wie beim Lip-Synch auf queeren Bühnen, in der Begegnung mit Körpern. Hier arbeitet die Stimme widerständig gegen die Untiefen visueller Repräsentation und damit auch gegen das weiße bürgerliche Begehren, durch die permanente und gewaltvolle Reproduktion von Taxonomien seine Macht zu sichern. Kerstin Honeit wird in diesem Zusammenhang über den Unterschied von ‚Voice Drag‘ und  ,Voice Passing‘ sprechen, darüber wie die Stimme, als vermeintliche Signifikanz für Zuschreibungen, genau diese unterwandern kann; mal als fast spielerische, aktivistisch-künstlerische Praxis, mal als Überlebensstrategie. Zurzeit arbeitet Kerstin Honeit an einer neuen Videoarbeit, die die Ursachen struktureller Armut und damit auch die verweigerte Möglichkeit auf eine Teilhabe am (deutschen) Kunst- und Kulturbetrieb untersucht. Vor diesem Hintergrund versucht sich die Künstlerin* gerade an ästhetischen Strategien in der Darstellung von ökonomischer Armut und gesellschaftlicher Exklusion, die sich gegen eine taxonomische Repräsentationslogik verweigern. Die Lecture soll mit der Einladung an eine Diskussion schließen, die neben künstlerischen und aktivistischen Möglichkeiten, vor allem (infra-)strukturelle Voraussetzungen bespricht, um den massiven Klassismus im Kunst- und Kulturbetrieb zu brechen und um umzuverteilen.

Kerstin Honeit arbeitet als Künstlerin* mit experimentell-dokumentarischen Bewegtbildformaten.
Sie lebt in Berlin und hat dort an der Weißensee Kunsthochschule Bildende Kunst und Bühnenbild studiert. In ihren filmischen Arbeiten forscht sie zu Repräsentationsmechanismen in der Produktion von hegemonialen Bilderwelten, in Zusammenhang mit kulturellen wie sprachlichen Übersetzungsmodi, speziell im kinematographischen Kontext. Schwerpunkt hierbei ist die Auseinandersetzung mit den Politiken der (Film-)Stimme und besonders damit, wie Stimme als queerendes Ereignis innerhalb bewegter Bilder, Blickregime der Dominanzkultur verunsichern kann. Vor dem Hintergrund dieser künstlerischen Praxis Honeits ist gerade die Publikation Kerstin Honeit. Voice Works / Voice Strikes (Hg. McGovern) im bbooks Verlag erschienen. Honeit lehrt an verschiedenen Kunsthochschulen, zurzeit teilt sie sich die Professur für Raumkonzepte an der HBK Braunschweig mit Candice Breitz. Ihre Arbeiten werden regelmäßig auf internationalen Filmfestivals und in Ausstellungen präsentiert.

Die Vortragsreihe wird gemeinsam kuratiert und organisiert von Prof. Dr. Sandra Noeth (MA SODA/HZT Berlin) und Prof. Dan Belasco Rogers (UdK Studium Generale).

https://www.hzt-berlin.de/forschung/projekte/soda-lectures/

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